Deportiert nach Theresienstadt

In diesem Beitrag veröffentliche ich die Postkarten meiner Sammlung, die zwischen 1941 und 1945 aus dem Lager Theresienstadt versandt wurden.

1. Postkarte vom 13. September 1941

Bildpostkarte des Häftlings Alois Fiala aus dem Gefängnis Kleine Festung an seine Mutter Vlasta Fialova in Prag-Smichov, Radlická 22. Mit zwei provisorischen Handstempeln finden sich in rot der Hinweis Lebensmittel werden nicht angenommen sowie in schwarz Schreibet nur zu 15. und 30. im monate. Auf der Textseite in rotem Buntstift das Kürzel der Lagerzensur.

Zur Person und zum weiteren Schicksal Alois Fialas liegen mir bislang keine Informationen vor.

2. Postkarte vom 11. August 1943

Vordruckpostkarte von Hermine Pessl an Frau Josefine Stühl, Marktgasse 35, Wien IX. Sie bestätigt den Empfang des monatlich zulässigen Paketes für den August 1943. – Unklar bleibt, ob der maschinenschriftliche Zusatz von Hermine Pessl in Theresienstadt geschrieben wurde.

Hermine Pessl, geb. Rohset (* 5. September 1893), wurde am 10. Oktober 1942 mit dem Transport IV/13 als Nr. 50 aus Wien nach Theresienstadt deportiert. Am 18. Mai 1944 wurde sie als Nr. 1491 mit Transport Eb nach Auschwitz verbracht und dort ermordet (Quelle).

3. Postkarte vom 6. Januar 1944

Vordruckpostkarte von Max Michali, Bahnhofstraße 31, Theresienstadt an Herrn Heinrich Pabst, Brienner Str. 29/II, München. Max Michali bestätigt den Empfang des Paketes vom 23. Dezember 1943. Poststempel vom Amt Bauschowitz an der Eger vom 11. Januar 1944. Vorderseitig in blauem Buntstift handschriftlicher Vermerk 7 (Zensur?).

Bislang konnte ich weder den Absender Max Michali/Michaly noch den Empfänger Heinrich Pabst identifizieren.

4. Postkarte vom 31. März 1944

Vordruckpostkarte von Ida Edelstein an Herrn Ing Ernst Reinisch, Pibrans III./71, Protektorat (tschechisch: Příbram). Ida Edelstein bestätigt den Empfang des Paketes vom 27. März 1944 und fügt handschriftlich hinzu: Alles kam in bester Ordnung an, habe große Freude davon. Poststempel vom Amt Prag 2 vom 2. Mai 1944, mithin über einen Monat nach dem Verfassen der Karte. Vorderseitig Einkreis-Zensurstempel 11b.

Ida Edelstein, geb. Schiller (* 24. Dezember 1870), Ehefrau von Moritz Edelstein (1864-1932) und Mutter von Adolf (1896-1945 verm. in Buchenwald), Gertrud (1901-1941 Lodz), Adele (1904-1942 Sobibor) und Milada (1912-1999), wohnhaft in Příbram, wurde am 4. September 1942 mit dem Transport Bd als Nr. 713 aus Prag nach Theresienstadt deportiert. Am 18. Mai 1944 kam sie dort ums Leben (Quelle). An diesem Tag fuhr der Transport Eb von Theresienstadt nach Auschwitz ab; möglicherweise nahm sich Ida deshalb das Leben oder wurde noch auf dem Weg zum Bahnhof ermordet.

5. Postkarte vom 14. September 1944

Postkarte von Annie Langer, Hauptstraße 187, Theresienstadt an Frau Hedwig Kafka, Theresienstädterstraße 15/II. Stock, Prag X:, Protektorat. Vorderseitig der Handstempel Antwort nur über den Ältestenrat der Juden in Prag V Philipp de Monteg. 18. sowie den Einkreis-Zensurstempel 11b.

14.9.44
Teuerste, geliebte Mamka!
Die bezüglich Postverkehr getroffenen Verfügungen beziehen sich auch auf uns und könnt Ihr alle 4 Wochen über den Ältestenrat der Juden in Prag schreiben. Pakete könnt Ihr wie bisher direkt schicken und einmal in 8 Wochen von uns Post erwarten. Deine Karte vom 17.7. hat uns große Freude bereitet. Hoffentlich hast Du Dich bei der Heuernte gut erholt. Sehr gefreut haben mich die überbrachten Grüße von Herrn Sachsl [?]. Herzinnigst küßt Alle Deine Tochter Annie

Eine eindeutige Identifikation von Hedwig Kafka und der Absenderin Annie Langer ist mir bis jetzt noch nicht gelungen.

6. Postkarte vom 16. Mai 1945 (nach der Befreiung des Lagers)

Postkarte von Fritz und Fritzi (Friederike) Koppel aus Wien als erstes Lebenszeichen nach der Befreiung aus Theresienstadt an ihre Tochter Mrs. LeRoy M. Shaw, 144 Atlas Street, Akron/Ohio, USA. Geschrieben am 16. Mai 1945 in Theresienstadt, aufgegeben jedoch erst im Juli 1945 in Paris.

16. Mai 1945
Mein teuerstes Kind,
wir leben, sind gesund, haben 3 Jahre hier furchtbare Zeiten verbracht, glaube nur, es ist die größte Gnade Gottes, dass wir leben, am 10. Mai hätte es anders werden sollen, wenn wir nicht im letzten Augenblick gerettet worden wären. Leider sehen wir nicht mehr so aus, als wie Du uns verlassen hast, Papa 59 Kilo, ich 60, aber wir leben und hoffen uns bald zu erholen. Vielleicht kannst Du als Amerikanerin alles unternehmen, um uns zur Überfahrt zu verhelfen, denn wir haben alles verloren, nur was wir am Leibe hatten, blieb. Jetzt bekommen wir Gottlob mehr zu essen, wir haben fürchterlich Hunger gelitten. Wir haben sehr schwer arbeiten müssen. In kurzer Zeit sollen wir abtransportiert werden, man sagt nach Wien, aber was wir dort tun werden, weiß ich nicht. Papa ist jetzt Hausverwalter u. ich bin seine Kanzleikraft. Wir denken nur an Euch u. an das süße Mäderl, das Bild von der Kleinen hat ungeheure Freude bereitet, ich lag gerade im Spital (Mandel [unleserlich])
Innigste Küsse Eure Eltern

Ein mir bekannter Brief an Friederike Koppel aus dem Jahr 1958 belegt, dass die Tochter ihre Eltern (zumindest die Mutter) in die USA bringen konnte.

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