Vorgestern konnte ich endlich eine Lücke in meiner Sammlung schließen. Auf dem Trödelmarkt an der Straße des 17. Juni entdeckte ich ein sehr gut erhaltenes Exemplar der gebundenen Erstausgabe von Christian Krachts Faserland, erschienen 1995 im Verlag Kiepenheuer & Witsch. Und obwohl Krachts erster Roman eines der bekanntesten deutschsprachigen Bücher der Neunziger Jahre ist und mittlerweile sogar regelmäßig im Deutschunterricht gelesen wird, findet man die frühen Ausgaben kaum im Handel.

Kühles, klares Design, auf die äußere Wirkung bedacht – die Cover-Gestaltung der Erstausgabe von Faserland weist auf das Seelenleben der Protagonisten hin.
Faserland löste bei Erscheinen heftige Irritationen aus und wurde aufgrund seines lapidaren Stils, seiner Thematik – ein junger Mann reist durch Deutschland und trifft auf Wohlstandsverwahrlosung, Drogen, Sex – und des ausgiebigen Nennens von Markennamen vielfach als belanglose Trivialliteratur abgetan. Das kann man in einem sehr ausführlichen Wikipedia-Artikel zu Faserland nachlesen, der auch die Wirkungsgeschichte des Romans beschreibt.
Heute aber, fast 25 Jahre später, ist unstrittig, dass Faserland eine Zäsur in der deutschen Literatur darstellt, Akzeptanz für eine neue Art des Schreibens schuf und (zumindest Teilen) einer jungen Generation ihre Ausdrucksform gab. Für Florian Illies ist Faserland einer der wichtigsten und traurigsten Texte der deutschen Literatur der neunziger Jahre. Die aktuelle Verlagswerbung bezeichnet das Buch zurecht als Klassiker der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.
Ich habe das Buch kürzlich nach vielen Jahren wieder einmal gelesen: Es ist immer noch provokant, aber kaum mehr schockierend – für mich ein Anzeichen, wie sehr Faserland Bahn gebrochen hat für eine neue Art von Literatur. Wer den Roman also noch nicht gelesen hat, dem empfehle ich dies unbedingt nachzuholen.

Emblematischer Beginn des Romans – Jever, Sylt, Barbourjacke, Scampis [sic!], Gold, P1.

Hinweis im Druckvermerk auf die erste Auflage.
Es waren 2500 Exemplare.
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Bitte schenk‘ es mir. Bitte.
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Hallo:) Ich schreibe momentan eine Arbeit über die Parataxe dieses Buches. Wäre es möglich, dass du den Klappentext und die ersten paar Seiten vor dem Inhaltsverzeichnis fotografierst und mir schicken würdest? Ich wäre unglaublich froh! – falls ja kannst du mir schreiben wie ich dir meine Kontaktdaten zukommen lassen kann:)
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Klar, sende mir bitte Deine E-Mail an Thmosch gmx net. Bin gerade unterwegs, kann es Dir am Sonnabend senden.
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