Am 15. Juli 1937 schickt eine Französin mit Namen Madeleine Grüße an die lieben Freunde Mezières in den Andennen. Die Postkarte zeigt die Placa de Catalunya im Stadtzentrum Barcelonas. Handschriftlich markiert sie ein Gebäude: „notre Hotel“. Auf der Rückseite vermerkt sie zudem: „Vive la Republique Espagnole“. Das Hotel Colón war ab 1936 das Hauptquartier der PSUC, der Sozialistischen Einheitspartei Kataloniens – vor allem aber deren Rekrutierungsbüro für freiwillige Kämpfer im Bürgerkrieg gegen die Truppen Francos.
Auch wenn ich nichts über Madeleine weiß, so darf man wohl annehmen, dass sie eine französische Sozialistin war, die sich als Freiwillige der Armee der Spanischen Republik anschloss. Offensichtlich konnte sie im Hotel Colón absteigen, bevor sie mit einer Freundin (die ebenfalls Madeleine hieß) bald an die Front weitergezogen ist. Die Tatsache, dass zwei Frauen gemeinsam an die Front gehen, könnte darauf hindeuten, dass die beiden Madeleines möglicherweise Ärztinnen oder Krankenschwestern gewesen sein könnten. Über ihr weiteres Schicksal konnte ich bislang leider nichts in Erfahrung bringen.
Dieser Beitrag ist ein kleiner Dank an Nick Lloyd (Twitter: @Civil_War_Spain) für sein Buch „Forgotten Places: Barcelona and the Spanish Civil War“.



Ich möchte Euch hier eines meiner gestrigen Fundstücke empfehlen, eine kanadische Dokumentation, die sich mit einem Aspekt befasst, den ich in meinen ersten Beiträgen zu den Internationalen Brigaden schon habe anklingen lassen: das vollständige und spurlose Verschwinden von Menschen, die für das Gute und Richtige einstanden, damit aber auf der Seite der Verlierer standen. Der Film macht sich auf die Suche nach den Gräbern der gefallenen kanadischen Freiwilligen der XV. Internationalen Brigade. Um es vorwegzunehmen: er hat sie nicht gefunden.
Kürzlich konnte ich für meine Sammlung den ersten Umschlag ersteigern, den ich eindeutig einem der wohl knapp 5.000 deutschen Kämpfer zuordnen konnte. Anders als bei den meisten Briefen hat der Absender seinen vollen Namen angegeben: Willi Gölkel. Als Anschrift gibt er das Hauptquartier der Internationalen Brigaden am Plaza Altozano in Albacete an, ein damals durchaus übliches Verfahren. Das S.R.I. steht dabei für Socorro Rojo International (Internationale Rote Hilfe), eine wesentlich von der Kommunistischen Internationale getragene Wohlfahrtsorganisation. Die darauffolgende Zahl 11 verweist auf die mehrheitlich deutschsprachige XI. Internationale Brigade (Thälmann-Brigade). Zuletzt folgt ein weiteres handschriftliches Zeichen, das ich nicht sicher entschlüsseln kann; sehr wahrscheinlich ist es aber eine römische Vier (IV), ein Hinweis auf die Zugehörigkeit zum vierten Bataillon dieser Brigade, dem Bataillon 12. Februar, das überwiegend aus Österreichern bestand.
Manchmal erwähne ich in Gesprächen, dass ich mich für die Internationalen Brigaden interessiere. Ich ernte dann meist etwas irritierte Blicke, weil kaum jemand mit diesem Begriff etwas anzufangen weiß. Einige meinen, ich sympathisierte mit Terrorgruppen der Siebziger Jahre.